Solidarität mit dem Fanprojekt Karlsruhe

Solidarität mit dem Fanprojekt Karlsruhe

Wenn Fankultur unter Druck gerät, zeigt sich, wie stark der Zusammenhalt auf den Rängen wirklich ist. Der Fall rund um das Fanprojekt Karlsruhe hat in den vergangenen Wochen eine Welle der Solidarität ausgelöst, die weit über Baden hinausreicht. Denn was hier passiert, betrifft nicht nur eine Stadt oder ein Projekt – es betrifft die Grundfrage, wie viel Raum Fankultur in Deutschland heute noch bekommt. Wenn Menschen, die sich tagtäglich für Dialog, Prävention und echte Fanarbeit einsetzen, plötzlich im Fokus strafrechtlicher Ermittlungen stehen, dann ist das mehr als ein lokaler Konflikt. Es ist ein Angriff auf die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der Kurven.

Der nachfolgende Blogbeitrag enthält Fotos einiger Fanszenen, die am vergangenen Wochenende wiederholt ihre Solidarität ausgedrückt haben.

Was ist geschehen?

Drei Mitarbeitende des Fanprojekts Karlsruhe – Sophia Gerschel, Volker Körenzig und Sebastian Staneke – gerieten nach einer missglückten Pyroaktion im Jahr 2022 ins Visier der Ermittlungsbehörden. Bei der Aktion, die Teil einer Choreografie war, sammelte sich dichter Rauch unter dem Tribünendach, wodurch mehrere Personen verletzt wurden.

Die Staatsanwaltschaft nahm daraufhin Ermittlungen auf und lud die drei Mitarbeitenden als Zeugen vor. Doch weil sie sich weigerten, vertrauliche Informationen preiszugeben, drohte ihnen Beugehaft – sie hätten tatsächlich ins Gefängnis gehen können, nur weil sie sich an die Grundprinzipien ihrer Arbeit hielten: Vertraulichkeit, Schutz der Fans und Unabhängigkeit.

Zwar wurde der Haftantrag schließlich zurückgezogen, doch nun steht der Verdacht der Strafvereitelung im Raum. Ein Szenario, das zeigt, wie schnell Fanprojekte zwischen die Fronten geraten können, wenn juristische Logik auf soziale Realität trifft.

Die Betroffenen:  Sophia Gerschel, Volker Körenzig und Sebastian Staneke, Quelle: www.fanprojekt-karlsruhe.de

Deutschlandweite Solidarität

Kurz nach Bekanntwerden der Ermittlungen regte sich landesweit Solidarität. Fanprojekte, Ultragruppen, Fanhilfen und Kurven aus allen Ligen zeigten Haltung: mit Bannern, Stellungnahmen und gemeinsamen Aktionen. In vielen Stadien tauchten Botschaften auf wie „Solidarität mit dem Fanprojekt Karlsruhe“ – ein deutliches Zeichen dafür, dass der Angriff auf eines dieser Projekte als Angriff auf alle verstanden wird.

Diese Welle der Unterstützung zeigt: Die Kurve steht zusammen. Wenn ein Projekt wie Karlsruhe ins Visier gerät, reagieren Fans von Hamburg bis München. Denn Fanprojekte sind keine Gegner, sondern tragende Säulen einer lebendigen Fußballkultur.

Warum dieser Fall exemplarisch ist

Das Verfahren in Karlsruhe steht sinnbildlich für den Umgang mit Fankultur in Deutschland: Wenn selbst anerkannte Projekte unter Druck geraten, obwohl sie tagtäglich Deeskalation, Integration und Dialogarbeit leisten, dann läuft etwas grundsätzlich schief. Fanprojekte sind keine Feindbilder – sie sind Teil der Lösung. Und wer sie schwächt, gefährdet die Balance im Stadion.

Für viele Kurven war dieser Fall daher ein Weckruf. Er zeigt, dass es Solidarität, Öffentlichkeit und politische Rückendeckung braucht, um echte Fanarbeit zu schützen.

Futter für die Klatschmedien

Schnell wurden Begriffe wie „Randale“, „Extremisten“ oder „gefährliche Ultras“ bemüht – Schlagzeilen, die gut klicken, aber selten die Realität treffen. Differenzierte Einblicke in die Arbeit und Bedeutung der Fanprojekte bleiben dabei meist auf der Strecke.
Statt Pauschalurteile braucht es endlich Verständnis dafür, wie wertvoll diese Arbeit für die gesamte Fußballkultur ist.

Haltung zeigen heißt handeln

Wir sagen klar: Solidarität mit dem Fanprojekt Karlsruhe.
Denn was dort passiert, kann morgen überall passieren.

Fankultur lebt von Menschen, die Haltung zeigen, die organisieren, begleiten und vermitteln. Sie verdient Schutz, nicht Verdacht. Statt Misstrauen braucht es Vertrauen – und den Mut, gemeinsam für eine lebendige, selbstbestimmte Szene einzustehen.

Gegen Generalverdacht. Für Fanprojekte. Für echte Kurvenkultur.

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