Merz gegen die Kurve: Warum der Kanzler mit seinen Aussagen Fans pauschal kriminalisiert
Es hätte ein normaler Auftritt bei einer DFL-Veranstaltung in Berlin sein können – doch Friedrich Merz nutzte die Bühne, um einmal mehr ein Feindbild zu bedienen, das sich in der Politik offenbar großer Beliebtheit erfreut: den Fußballfan. Von einer „negativen Entwicklung“ in der Szene sprach der Kanzler und stellte die Behauptung auf, Vereine müssten ihre Anhänger „besser unter Kontrolle halten“. Dazu forderte er, den Clubs die Zuständigkeit für Stadionverbote zu entziehen.
Das sind keine Nebensätze, das ist ein Rundumschlag gegen alle, die regelmäßig auf den Rängen stehen.

Quelle: https://www.stern.de/
Populismus statt Realität
Wer regelmäßig ins Stadion geht, weiß: Deutsche Arenen gehören zu den sichersten Veranstaltungsorten überhaupt. Ja, es gibt Konflikte, ja, es gibt auch Gewalt – aber diese auf die gesamte Fanszene zu übertragen, ist schlicht populistisch.
Statt sich faktenbasiert mit Problemen auseinanderzusetzen, zeichnet Merz das Bild einer unkontrollierbaren Masse. Damit macht er es sich leicht – und schiebt die Verantwortung gleich weiter an die Vereine, obwohl es doch seine eigene Partei ist, die seit Jahren daran arbeitet, deren Kompetenzen in Fragen von Stadionverboten zu beschneiden.
Die Antwort der Fans
Der Dachverband der Fanhilfen reagierte prompt – und deutlich. Von „Fassungslosigkeit und Wut“ war die Rede, von einem Kanzler, der ohne Sachkenntnis urteilt und ganze Fangruppen pauschal ins Abseits stellt. Statt immer neue Verbote und Kontrollen einzufordern, sei es höchste Zeit, endlich das Feindbild Fan zu hinterfragen.
Die Fanhilfen fordern seit langem konkrete Schritte, die wirklich für mehr Sicherheit sorgen würden: eine Kennzeichnungspflicht für Polizeieinsätze, ein Zeugnisverweigerungsrecht für Fanprojekte, die Abschaffung der höchst umstrittenen Datei „Gewalttäter Sport“ und ein klares Nein zu Schuss- und Sprühwaffen in den Stadien. Maßnahmen, die tatsächlich Vertrauen schaffen könnten – statt es weiter zu zerstören.

Quelle: https://www.dachverband-fanhilfen.de/
Das eigentliche Problem: Die Polizei im Stadion
Während Merz mit erhobenem Zeigefinger auf die Fans zeigt, verschärfen sich seit Jahren die Polizeieinsätze im Fußballumfeld. Wasserwerfer vor den Kurven, Pfefferspray gegen ganze Blöcke, martialische Auftritte bei Auswärtsspielen – all das trägt nicht zur Deeskalation bei. Im Gegenteil: Wer ständig unter Generalverdacht steht, wer bei jeder Fahrt ins Stadion mit Repression rechnen muss, verliert Vertrauen in Staat und Polizei.
Quelle: https://static.ksta.de/
Mehr Dialog, weniger Parolen
Die Fanszene ist bunt, kritisch, unbequem – und genau das macht sie auch politisch spannend. Wer sie pauschal kriminalisiert, verspielt die Chance auf Dialog und auf Lösungen, die tatsächlich wirken. Friedrich Merz hätte die Möglichkeit gehabt, Brücken zu bauen. Stattdessen hat er Gräben vertieft.
Wenn er wirklich etwas für die Sicherheit im Fußball tun will, dann sollte er aufhören, die Kurve als Problem zu sehen – und anfangen, sie als Partner zu begreifen.
Fazit: Mit pauschalen Angriffen macht man keine Stadien sicherer. Man macht sie nur leiser. Und das kann niemand ernsthaft wollen.