Halle gegen Chemie - Böller, Raketen und Schlaftherapie
0:0 nach 90 Minuten. Rein sportlich kein Spiel, das lange in Erinnerung bleibt. Aber Halle gegen Chemie lebt nicht vom Ergebnis, sondern von dem, was drumherum passiert. Und da war diesmal einiges geboten.

Schon während der Partie gab es die bekannten Szenen: Pyro, Raketen und Böller aus beiden Lagern. Im Chemie-Block traf es dabei auch die eigenen Leute, als ein Böller bei der Fahnenwache hochging – ein typischer Derby-Moment, bei dem selbst im eigenen Block nicht jeder verschont bleibt.

Am Zaun zwischen Gästeblock und Haupttribüne kam es zu Schlagabtausch und Rangeleien. Fäuste flogen, Ordner hatten alle Hände voll zu tun, und für kurze Zeit war am Zaun mehr los als auf dem Rasen.
Nach Abpfiff verlagerte sich das Ganze dann aufs Spielfeld. Teile der HFC-Anhänger stürmten den Platz und suchten den direkten Weg Richtung Gäste. In der aufgeheizten Situation kam es zu einer Szene, die hängen bleibt: Ein Chemie-Spieler legte einen Platzstürmer kurzerhand schlafen – kostenlose Schlaftherapie, also inklusive.

Dass dieses Duell so viel Brisanz hat, liegt nicht nur an der direkten Rivalität zwischen Halle und Chemie. Ein zusätzlicher Faktor: die langjährige Freundschaft zwischen der HFC-Szene und Lok Leipzig. Für Chemie, den großen Rivalen von Lok, ist das noch einmal eine ganz eigene Provokation. Jeder Derbytag wird so auch zum Stellvertreter-Duell der beiden Leipziger Szenen – nur eben mit Halle mittendrin.

Auch rund ums Stadion blieb es unruhig, kleinere Auseinandersetzungen begleiteten den Abend. Alles nichts, was bei dieser Ansetzung überrascht – eher genau das, was viele ohnehin erwartet hatten.
Unterm Strich bleibt: sportlich ein torloses Remis, daneben ein Derby, das wieder einmal gezeigt hat, warum Halle gegen Chemie mehr ist als ein normales Regionalligaspiel. Es sind nicht die Tore, sondern die Szenen am Zaun, im Block und auf dem Rasen, die dieses Duell ausmachen – und dafür wird man sich noch lange dran erinnern.