Feuer im Südwesten - Der KSC gegen den FCK

Feuer im Südwesten - Der KSC gegen den FCK

Es gibt Spiele, die knallen – und genau deshalb lieben wir Fußball. Nicht wegen VIP-Logen, LED-Banden oder Datenanalysen. Sondern wegen Emotion. Wegen Stolz. Wegen Geschichte. Und wenn zwei Vereine aufeinandertreffen, die sich seit Jahrzehnten nichts schenken, dann wird’s eben wild. So wie am vergangenen Samstagabend im Wildparkstadion: Karlsruher SC gegen den 1. FC Kaiserslautern. Ein Spiel, das keiner Werbung braucht. 

Derbys bleiben Derbys

Karlsruhe gegen Lautern ist kein normales Spiel. Das ist eine Geschichte, die über Generationen gewachsen ist.
In den 90ern standen sich beide Vereine regelmäßig in der Bundesliga gegenüber: Lautern als Traditionsmacht mit Meistertiteln, der KSC als Dauerrivale aus dem Süden.
Beide Vereine standen für ehrlichen Fußball, für Arbeit, für Leidenschaft. Kein Glamour, keine Show.
Und so war jedes Aufeinandertreffen ein kleines Duell um die Vorherrschaft im Südwesten – mal im Abstiegskampf, mal im Aufstiegsrennen.

Seitdem haben sich die Wege oft getrennt, aber die Erinnerung ist geblieben.
Beide mussten Abstiege hinnehmen, beide haben sich zurück gekämpft.
Und jedes Mal, wenn sie sich wiedersehen, kommt alles zurück: alte Geschichten, Wunden, Reaktionen.
Das ist kein künstlicher „Nachbarschaftsvergleich“, wie man ihn heute gern verkauft. Das ist Rivalität, wie sie entsteht.

Hier geht’s nicht um Imagepflege sondern um Zugehörigkeit.
Um Revier. Um das Gefühl, dass man etwas verteidigt, das einem gehört.
Und wenn sich das über Jahrzehnte auflädt, kann man es nicht einfach abstellen, nur weil das Flutlicht schön blau leuchtet.

Auf dem Platz und drumherum

Anstoß war um 20:30 Uhr, die Stimmung schon lange vorher am Anschlag.
In den ersten Minuten gab’s keinen Raum zum Atmen – harte Zweikämpfe, laute Pfiffe, Provokationen auf beiden Seiten.
Zur Halbzeit stand es 1:1.

Nach dem Seitenwechsel wurde der Ton schärfer. Karlsruhe suchte den Zugriff, Lautern blieb geduldig.
In der 70. Minute ging der FCK mit 2:1 in Führung – der Gästeblock tobte.
Karlsruhe kam noch einmal zurück und glich aus, doch kurz vor Schluss machte Lautern das 3:2.
Danach war keine Ruhe mehr zu finden. Die letzten Minuten ein einziger Hexenkessel, jedes Tackling begleitet von einem kollektiven Aufschrei.
Abpfiff gegen 22:20 Uhr – und dann kippte es. Verständlich. Kann jeder nachfühlen, wenn der eigene Club kurz vor Schluss ausgleicht und alle sind in Ektase, bekommt aber trotzdem in letzter Minute noch ein Ding eingeschenkt... Schwierig.

In den Blöcken Bewegung, Rufe, Provokationen.
Pyrotechnik, Böller, Zäune, die sich biegen. Leute, die „rüber wollen“.
Einsatzkräfte, die versuchen, die Linien zu halten.
Es war keine geplante Eskalation – eher ein Ventil, das nach 90 Minuten Hochspannung einfach geöffnet wurde.

Man kann das verurteilen, Aber solche Spiele sind nicht kalkulierbar.
Weil hier mehr drinsteckt als ein Ergebnis.

Danach: Empörung nach Drehbuch

Am Sonntagmorgen dann die üblichen Schlagzeilen.
„Chaoten“, „Ausschreitungen“, „Eskalation“ – das ganze Standardrepertoire.
Funktionäre mit ernsten Gesichtern, Pressemitteilungen voller Floskeln.
Naja was soll man sagen. Wenn man uns fragt gilt immer die gleiche Devise: "Wer nie dabei war, kann's auch nicht verstehen". Wie oft durfte man sich schon anhören, "was das soll", "das ist doch asozial", "die sind doch bestimmt alle arbeitslos" - Nö. Sind sie nicht. Keiner glaubt, dass es sich dabei um ganz normale Leute handelt, Handwerker, Angestellte und ja, einige Studierte & Hochschulabsolventen. Weil das alles nichts mit Intelligenz oder sozialer Stellung zutun hat, sondern damit, dass man für seinen Club durchs Feuer gehen würde.

Fußball ist heute glattgebügelt, durchgeplant, vermarktet.
Aber Emotion lässt sich nicht in Sicherheitszonen pressen.
Wer echte Derbys will, muss akzeptieren, dass sie nicht immer sauber aussehen.
Das heißt nicht, dass Gewalt pauschal dazugehört – aber Spannungen schon.
Und genau das ist der Unterschied zwischen Event und Erlebnis.

Siehe hier vor 11 Jahren...

Fazit

Man muss das nicht romantisieren.
Aber man sollte ehrlich sein: Solche Abende gehören zum Fußball dazu.
Weil sie zeigen, dass da noch etwas lebt, was keine Kamera, kein Sponsor und kein Algorithmus erzeugen kann. Wenn nach dem Spieltag solche Schlagzeilen auftauchen müssen wir immer ein bisschen schmunzeln, und das wird auch so bleiben...

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